Schloss und Kirche Altranstädt
Das Denkmal des Monats April widmet sich dem Schloss und der Kirche in Altranstädt. Diese Gemeinde mit etwa 2500 Einwohnern, ein Ortsteil von Markranstädt, liegt rund 14 km südwestlich von Leipzig an der Grenze zu Sachsen-Anhalt.
Heute bilden Kirche und Schloss eine bauliche Einheit und sind der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Gemeinde.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Altranstädt im Jahr 1091. Die Ortsgründung fand zwischen 950 und 1090 statt, gut 100 Jahre später wurde die erste Kirche gebaut.
Von 1190 bis zur Reformation war Altranstädt ein Klostergut des Zisterzienserklosters Altzella, das von Mönchen bewohnt und bewirtschaftet wurde. Ihre Hauptaufgabe war Ackerbau und Schafzucht. Mit der Reformation wurde das Kloster aufgelöst.
Im Jahr 1706 erlangte Altranstädt durch den Altranstädter Frieden überregionale Bedeutung, da der Große Nordische Krieg zwischen den Kriegsparteien Sachsen und Schweden vorerst beendet wurde. In diesem Krieg, der von 1700 bis dann noch 1721 weiterging, drehte es sich um die Vorherrschaft im Ostseeraum, zwischen Schweden auf der einen Seite und Russland, Sachsen-Polen sowie Dänemark auf der anderen Seite. Bei diesem Diktatfrieden musste Sachsens Kurfürst August der Starke für eine gewisse Zeit auf die polnische Krone verzichten.
Ein Jahr später, 1707, kam es zur Altranstädter Konvention, einem Vertrag zwischen Österreich und Schweden. Der österreichische Kaiser Josef I gewährte Schlesien Glaubensfreiheit und 121 Kirchen wurden den schlesischen Protestanten zurückgegeben.
1745 wurde die ursprüngliche Kirche abgerissen und eine neue gebaut. Alles Protestieren der Anwohner half nichts. Die alte Kirche, mit Ausnahme des Turms, musste weichen. Der vorhandene Altar wurde an den Nachbarort Großlehna verkauft und ein neuer barocker Kanzelaltar angeschafft.
Die Kirche beherbergt acht Epitaphe. Zu einem dieser Grabsteine gibt es eine spannende Geschichte. An ihm ist ein Glöckchen befestigt. Der Legende nach war ein Mann in jener Zeit für seinen hitzköpfigen und streitlustigen Charakter bekannt. Seine Ehefrau befestigte ihm ein Glöckchen in seinem Bart, und jedes Mal, wenn er sich aufregte, schüttelte er unbewusst den Kopf. Durch das Klingeln des Glöckchens wurde er sich seiner Aufgeregtheit bewusst und konnte sich wieder beruhigen.
Abseits von Schloss und Kirche steht die 1873 errichtete Schlosskapelle der Familie Hohenthal. In deren Kellergewölben befinden sich 17 Särge der Familie. Die Hohenthal's waren von 1779 bis 1945 Besitzer des Rittergutes und des Schlosses. Nach dem Zweiten Weltkrieges wurde die Familie enteignet. Umsiedler aus den ehemaligen Ostgebieten zogen in die Räumlichkeiten ein. Die letzte dieser Familien verließ erst 1988 das Schloss.
Heute kümmert sich der Förderverein „Schloss Altranstädt e.V.“ um das Schloss. 2007 konnten wesentliche Sanierungsarbeiten abgeschlossen werden. Der Förderverein ist Gründungsmitglied des 2010 ins Leben gerufenen Netzwerkes „Orte des Friedens“. In diesem Netzwerk sind Orte vereint, an denen einmal im Laufe der Geschichte Frieden geschlossen wurde. Jedes Jahr im September findet ein Schlossfest statt. Über das Jahr hinweg gibt es zahlreiche Veranstaltungen und Familienfeiern. Und wer möchte, auch heiraten ist möglich. 2008 errichtete Markranstädt ein Trauzimmer. Eine kirchliche Trauung ist in der benachbarten protestantischen Kirche möglich. Der Schlosshof eignet sich ideal für Feste und Feierlichkeiten.
Ausarbeitung: Rolf Kopsch